Ausschnitt aus Neue Westfälische 2. September 2004

 

Junge Schildkröten geschlüpft

Petra Kösterke freut sich über Nachwuchs von seltenen Vierzehen-Landschildkröten

von Tobias Heyer

 

Zehn winzige Gramm wiegt die letzte kleine Schildkröte, die am Samstag
aus ihrem Ei in Rödinghausen schlüpfte. "Damit habe ich mit zwölf jungen
Vierzehenschildkröten ein sehr gutes Ergebnis erzielt", freut sich Petra 
Kösterke, die sich seit vier Jahren der Schildkrötenzucht widmet.

1957 bekam Petra Kösterke ihre erste Landschildkröte geschenkt. Sie 
hegte und pflegte das junge Tier, ehe es in den 70er Jahren weglief.  
"Das glaubt man ja erst gar nicht,  dass eine  Schildkröte wirklich weg
laufen kann,  aber  die winden sich  überall durch und weg sind sie", 
trauerte die Schildkrötenfreundin lange ihrer ersten Schildkröte nach.


Finden sich heute noch bei einigen Tierfreunden die griechischen Land-
schildkröten, so sind
Vierzehen-Landschildkröten, die meist aus Ruß-
land oder Afganistan stammen, sehr viel seltener geworden. "Da gibt es
immer wieder mal welche, die schwarz eingeführt werden" weiß Petra 
Kösterke, die sich eingehend mit den Tieren beschäftigt hat. Doch vor 
diesen Tieren warnt die Rödinghauser  Züchterin eindringlich:

"Diese Tiere leiden auf der Reise unter starkem Stress, dann 
bricht bei ihnen leicht die Herpes-Krankheit aus und wenn sie 
dann bei uns zu den anderen Tieren gesetzt werden, stirbt 
schnell die ganze Gruppe
.

Da haben es die großen und kleinen Schildkröten in Rödinghausen 
sehr viel besser. Der "Alte Fritz", den sich Petra Kösterke Mitte der 
70er Jahre zulegte, sorgt heute mit einem weiteren Männchen dafür, 
dass die seltene Zucht jedes Jahr gelingt.



2001 schlüpfte aus einem einzelnen Ei eine junge Schildkröte, 2002
waren es gleich 14 und ein Jahr später 22. "In diesem Jahr waren die
Witterungsverhältnisse aber so schlecht, dass bei den meisten Züchtern
wenig Jungtiere zum Schlupf kamen" weiß Kösterke. Die schlug dem 
kühlen Sommer ein Schnippchen, indem sie mit einem 500 - Watt -
Strahler die Erde bestrahlte,  in die die Weibchen ihre Eier verbud-
-delten, ehe sie in den Brutkasten wanderten.

"Meine erwachsenen Schildkröten leben in ihrem Freigehege draußen, 
die sind das Wetter gewöhnt", zeigt Petra Kösterke auf die einge-
zäunte Fläche an der warmen Südseite ihres Hauses. So lange die 
Sonne noch  hinter den Wolken steckt, verstecken sich der "Alte Fritz",
Blondie und all die anderen Schildkröten in ihren kleinen Häusern, die 
mit Stroh ausgelegt und einer Mini-Heizplatte versehen sind. "Feuchtig-
keit vertragen sie überhaupt nicht", weiß Petra Kösterke, die ab einer 
Außentemperatur von ca,.20 Grad beobachten kann, dass die Alttiere 
die sonnigen Plätze aufsuchen.

Auf dem Wintergartentisch plantschen derweil zwölf kleine Schildkröten
im Wasserbecken. Im Schnitt 78 Tage brauchen die Tiere, die kleiner 
als eine Streichholzschachtel sind, um aus dem Ei zu schlüpfen. Dabei 
regelt die Temperatur, ob aus ihnen Männlein oder Weiblein wird. Der 
"Alte Fritz", mittlerweile über 50 Jahre, stürzt sich sofort auf jedes Weib-
chen, das sich in seiner Nähe aufhält
.
Dabei sind die Vierzehen-Landschildkröten alles andere als lahme Ge-
sellen.  Im Wasser rudern auch die Jüngsten sofort los, die Halbstarken 
suchen nach Fressbarem und im Außengehege laufen die 1700 Gramm
schweren Tiere hin und her, sobald die Sonne scheint

Züchterin sucht sich ihre Kunden ganz genau aus.

Diese Art der Landschildkröten, die unter das  Washingtoner Artenab-
kommen fallen, gibt es als nur im Fachhandel. Und in Rödinghausen, 
doch sucht sich Petra Kösterke ihre Kunden genau aus. "Eine Land-
schildkröte ist kein Hamster, der nur zwei Jahre alt wird", so die Züch-
terin.  80 Jahre kann so ein Panzertier schon einmal werden und auch 
die Haltung ist nichts für kleine Kinder. "Die Tiere gebe ich nur an den 
ab, der weiß, wie er mit meinen Tieren umgehen muss" ,erläutert sie.



Bis die frischgeschlüpften Jungtiere aber den Besitzer wechseln, werden
sie im Wintergarten der Familie Kösterke noch verwöhnt. Heizstrahler, 
frischer Löwenzahn und das 15-Minuten-Bad stehen auf dem Wellness-
Programm.

Bericht und Fotos: Tobias Heyer

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