Junge Schildkröten geschlüpft
Petra Kösterke freut sich über Nachwuchs von seltenen Vierzehen-Landschildkröten
von Tobias Heyer
Zehn winzige Gramm wiegt die letzte
kleine Schildkröte, die am Samstag
aus ihrem Ei in Rödinghausen schlüpfte. "Damit habe ich mit zwölf jungen
Vierzehenschildkröten ein
sehr gutes Ergebnis erzielt", freut sich Petra
Kösterke, die sich seit vier Jahren der Schildkrötenzucht widmet.
1957 bekam Petra Kösterke ihre
erste Landschildkröte geschenkt. Sie
hegte und pflegte das junge Tier, ehe es in den 70er Jahren weglief.
"Das glaubt man ja erst gar nicht, dass eine Schildkröte wirklich
weg
laufen kann, aber die winden sich überall durch und weg sind sie",
trauerte die Schildkrötenfreundin lange ihrer ersten Schildkröte nach.
Finden sich heute noch bei einigen Tierfreunden die griechischen Land-
schildkröten, so sind Vierzehen-Landschildkröten, die meist aus
Ruß-
land oder Afganistan stammen, sehr viel seltener geworden. "Da gibt es
immer wieder mal welche, die schwarz eingeführt werden" weiß Petra
Kösterke, die sich eingehend mit den Tieren beschäftigt hat. Doch vor
diesen Tieren warnt die Rödinghauser
Züchterin eindringlich:
"Diese Tiere leiden auf der Reise unter starkem Stress, dann
bricht bei
ihnen leicht die Herpes-Krankheit aus und wenn sie
dann bei uns zu den anderen Tieren gesetzt werden, stirbt
schnell die ganze Gruppe.
Da haben es die großen und kleinen
Schildkröten in Rödinghausen
sehr viel besser. Der "Alte Fritz", den sich Petra Kösterke Mitte der
70er Jahre zulegte, sorgt heute mit einem
weiteren Männchen dafür,
dass die seltene Zucht jedes Jahr gelingt.
2001 schlüpfte aus einem einzelnen Ei eine junge
Schildkröte, 2002
waren es gleich 14 und ein Jahr später 22. "In diesem Jahr waren die
Witterungsverhältnisse aber so
schlecht, dass bei den meisten Züchtern
wenig Jungtiere zum Schlupf kamen" weiß Kösterke. Die
schlug dem
kühlen Sommer ein Schnippchen, indem sie mit einem 500 - Watt -
Strahler die Erde bestrahlte, in die
die Weibchen ihre Eier verbud-
-delten, ehe sie in den Brutkasten wanderten.
"Meine erwachsenen Schildkröten leben in ihrem Freigehege draußen,
die
sind das Wetter gewöhnt", zeigt Petra Kösterke auf die einge-
zäunte Fläche an der warmen Südseite ihres Hauses. So lange die
Sonne noch hinter den Wolken steckt, verstecken sich der "Alte
Fritz",
Blondie und all die anderen Schildkröten in ihren kleinen Häusern, die
mit Stroh ausgelegt und einer
Mini-Heizplatte versehen sind. "Feuchtig-
keit vertragen sie überhaupt nicht", weiß Petra Kösterke,
die ab einer
Außentemperatur von ca,.20 Grad beobachten kann, dass die Alttiere
die sonnigen Plätze aufsuchen.
Auf dem Wintergartentisch plantschen derweil zwölf kleine Schildkröten
im
Wasserbecken. Im Schnitt 78 Tage brauchen die Tiere, die kleiner
als eine Streichholzschachtel sind, um
aus dem Ei zu schlüpfen. Dabei
regelt die Temperatur, ob aus ihnen Männlein oder Weiblein wird. Der
"Alte Fritz", mittlerweile über 50 Jahre, stürzt sich sofort auf
jedes Weib-
chen, das sich in seiner Nähe aufhält
.
Dabei sind die Vierzehen-Landschildkröten alles andere als lahme Ge-
sellen. Im
Wasser rudern auch die Jüngsten sofort los, die Halbstarken
suchen nach
Fressbarem und im Außengehege laufen die 1700 Gramm
schweren Tiere hin und her, sobald die Sonne scheint
Züchterin sucht sich ihre Kunden ganz genau aus.
Diese Art der Landschildkröten, die unter das Washingtoner Artenab-
kommen fallen, gibt es als nur im Fachhandel. Und in Rödinghausen,
doch sucht sich Petra Kösterke ihre Kunden
genau aus. "Eine Land-
schildkröte ist kein Hamster, der nur zwei Jahre alt wird", so die Züch-
terin. 80 Jahre kann so ein Panzertier schon einmal werden und auch
die Haltung ist nichts für kleine Kinder.
"Die Tiere gebe ich nur an den
ab, der weiß, wie er mit meinen Tieren umgehen muss" ,erläutert sie.
Bis die frischgeschlüpften Jungtiere aber den Besitzer wechseln, werden
sie im
Wintergarten der Familie Kösterke noch verwöhnt. Heizstrahler,
frischer Löwenzahn und das
15-Minuten-Bad stehen auf dem Wellness-
Programm.
Bericht und Fotos: Tobias Heyer
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