Bünde, April 2006
Wie aus dem Ei gepellt –
Petra Kösterke und ihre Schildkrötenbabys
Ein zartes kleines Etwas bewegt sich vorsichtig auf meiner Hand. Winzig sind
die Augen, ein schiefes
Lächeln im runzeligen Gesicht. Der Panzer fühlt sich
warm und trocken an, die vier Zehen kitzeln sacht
die Haut. Vorsichtig lugt der
Kopf hervor, betrachtet neugierig die Umgebung. Uralt der Blick und doch
erst
wenige Monate alt.
Im Sommer letzten Jahres kamen 19 Schildkrötenbabys in Rödinghausen zur
Welt. Ziehmutter dieser
urzeitlichen Tiere ist Petra Kösterke, die sich schon
seit fast 50 Jahren mit Schildkröten befasst.
Anfangs lief ihr eine ausgesetzte
Schildkröte zu. Aus dem Bauch heraus, ohne viel Hintergrundwissen,
zog sie
diese groß und entdeckte die Liebe zu dieser besonderen Spezies. Seither ist
ihr anfängliches
Hobby zu einer Passion geworden.
Ohne bescheiden sein zu müssen, kann sich Petra Kösterke als Fachfrau von
so genannten Landschildkröten
bezeichnen. Sieben Schildkröten leben fest bei
ihr. Die älteste ist schon 50 Jahre alt. Jedes Jahr wächst
der
Schildkrötenstamm um ein Vielfaches, denn dann haben die Weibchen Eier gelegt.
„Anfangs war es noch
so, dass von fünf gelegten Eiern eines befruchtet war.
Mittlerweile sind meistens alle befruchtet und da kann
es schon mal sein, dass
ich plötzlich im Sommer über 20 Schildkröten bei mir beherberge."
Da diese Tiere unter Artenschutz stehen, muss auch jedes angemeldet sein.
Auch wenn Petra Kösterke ihre
Babys verkauft, muss sie dieses angeben und
genauestens dokumentieren. So führt sie über jede Schildkröte
akribisch Buch.
Da steht dann, wann sie geboren wurde, wie viel sie bei der Geburt gewogen hat,
wie viel sie
zunimmt und an wen die Schildkröte verkauft wurde.
In den siebziger und achtziger Jahren wurden Schildkröten noch in
Kaufhäusern ohne Papiere verkauft.
Wer heute Schildkröten kaufen möchte,
sollte unbedingt darauf achten, woher sie kommen und dass sie Papiere
aufzuweisen haben. Oft genug passiert es sonst, dass man kranke Tiere bekommt.
"Wenn ich ein Schildkrötenbaby verkaufe, so lerne ich erst mal den
Käufer kennen und mache mir ein Bild von
ihm. Ich will, dass meine Babys in
gute Hände kommen. Ich verkaufe nicht an jeden." Petra Kösterke hat es
oft
genug erlebt, dass Eltern mit ihren Kindern kommen, weil diese solch ein
Haustier besitzen wollen.
Doch Schildkröten sind für Kinder weniger geeignet.
Sie haben nicht den Charakter eines Kuscheltieres, und oft
genug bleiben die
Eltern nach kürzester Zeit an der Pflege und Versorgung der Tiere hängen.
Gerade jetzt befindet sich ein Großteil der Schildkröten im Winterschlaf.
Der beginnt meistens im Oktober und
endet im März. "Ich kann immer genau
sagen, wann der Frühling beginnt. Sobald auch die letzte meiner Schildkröten
erwacht ist, ist die Winterzeit beendet", lacht Petra Kösterke. Die
kleinen Babys aber sind schon wieder munter und
werden warm beschienen von
UV-Lampen in einem schönen Terrarium.
Ihr Winterschlaf beträgt höchstens
sechs Wochen.
o. li. Nachwuchs von.................................... Mausi o. re
u. li.
Mäuschen ........................................... Mäuschen und Blondie u. re
Die Reportage von Sabine Kroeger
Fotos: Petra Kösterke
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